
Oliver Hödl - Informatiker, Musiker und Ballorganisator
Im letzten Blogbeitrag habe ich dir von der Rudolfina-Redoute, dem Maskenball in der Wiener Hofburg, berichtet und schon kurz auch den Ballobmann Oliver Hödl erzählen lassen. Heute stelle ich dir Oliver noch näher vor, wer der Mann ist, der diesen faszinierenden Ball organisiert.
Dein Name
Oliver Hödl
Deine Tätigkeit
Ich bin an der Universität Wien Fakultät für Informatik Universitätsassistent und mache hier Forschung und Lehre in verschiedensten Bereichen. Mein Fachbereich ist Human Computer Interaction - Mensch Maschine Interaktion – und die auf den Menschen zentrierte Gestaltung digitaler Systeme. Einer meiner Schwerpunkte ist Music Computing, das heißt interaktive musikalische Anwendungen. So beschäftige ich mich zum Beispiel mit digitalen Musikinstrumenten und neuen Wegen des Musik Machens, aber eben mit digitalen Möglichkeiten.
Und freue mich, dass ich an der ältesten Universität Österreichs, eigentlich eine der ältesten Universitäten überhaupt, die schon 1365 gegründet wurde, tätig bin.
Wo bist Du geboren?
Mürzzuschlag (Steiermark)
Was ist das Besondere an Deiner Tätigkeit? Was gefällt Dir daran? Wie bist Du dazu gekommen?
Es war tatsächlich nicht ganz so geplant, dass ich an der Uni tätig bin. Ich hatte schon immer eine Leidenschaft für Musik und Informatik. Meine Jugend war geprägt von beidem. Ich habe schon immer gern Musik gemacht, habe in Bands gespielt, habe aber gleichzeitig als jemand der als 1. Generation mit Computern aufgewachsen ist mich sehr für Computer interessiert und schon früh begonnen damit zu basteln. Mit 18 stand ich dann vor dem Scheideweg, was mache ich nun – gehe ich in Richtung Musik oder gehe ich in die Informatik. Schlussendlich habe ich mich doch für die Informatik entschieden, da Musik schlussendlich ein Risiko ist, vor allem finanzieller Natur.
Die Musik habe ich mir aber nicht nehmen lassen und habe dann nach dem Studium die Informatik für eine Zeit sein lassen, um Musik zu machen. Es war eine tolle, spannende, lustige Zeit, so richtig Musik zu machen mit allem was dazugehört: komponieren, Lieder schreiben, aufzutreten. Schlussendlich war dann die Entscheidung da, etwas zu ändern und ich habe für mich den Weg gefunden, meine beiden Leidenschaften Musik und Informatik zu vereinen. Im Zuge meines Doktorats war ich dann ein paar Jahre an der TU Wien. Nach der TU ging es dann weiter an die Uni Wien.
Auf der Bühne stehe ich noch immer, nun allerdings im Hörsaal und es ist eine wunderbare Tätigkeit. Einerseits das Explorative der Forschung wo man sich einfach auf das unbekannte Terrain begibt und auf der anderen Seite das Wissen weitergeben in der Lehre, vor allem der Kontakt zu den Jungen. Du selbst wirst zwar älter, aber die Studenten bleiben immer gleich alt und das hält einen selbst jung.
Gibt es den typischen Tag?
Nein den gibt es nicht. Einfach weil ich so viele unterschiedliche Sachen mache. Allein schon im Job – Forschung, Anträge schreiben, publizieren, unterrichten, vernetzen, …..
Darüber hinaus habe ich noch ein sehr umfangreiches Hobby, nämlich die Organisation eines traditionellen Wiener Balls, der Rudolfina-Redoute. Sie findet einmal im Jahr, immer am Faschingsmontag, in der Wiener Hofburg statt, mit rund 3.500 Gästen. Ich habe zwar viele Mithelfer im Ballkomitee, aber da ich der Ballobmann bin und das Ganze als ehrenamtliche Tätigkeit mache ist das auch eine abendfüllende Tätigkeit an mehreren Abenden der Woche.
Durch all das gibt es keinen geregelten Tagesablauf, auch an den Wochenenden nicht, aber ich genieße das, das hält fit.
Etwas das mir Besonders in Erinnerung geblieben ist…
Ich habe jahrelang an meiner Dissertation gearbeitet, mit einem Thema das Nische sondergleichen ist. Da schreibst du rund 200 Seiten darüber und die lesen dann vielleicht eine Hand voll Leute. In dieser Zeit des sehr intensiven Arbeitens, musste ich zwischendurch einmal irgendwie den Kopf freibekommen. Somit habe ich mich zwei Wochen hingesetzt um ein neues, digitales Musikinstrument zu entwickeln. Ich habe gebastelt, gelötet, programmiert,… solange bis ein Gerät entstanden ist, das Klänge von sich gibt und durch Steuerung mit Atem und Bewegung Musik macht. Genannt habe ich es Trombosonic, da es an die Spielart der Posaune erinnert. Es war ein Verzweiflungs-Spaß-Projekt im Rahmen meiner Dissertationsforschung. In die Dissertation selbst hat es das Instrument nicht geschafft, da fehlte der Betreuerin der Bezug zum roten Faden.
Allerdings war rückblickend das Trombosonic mein bisher wichtigster Output meiner Forschung, der auch das meiste Aufsehen erlangt hat über die Jahre. Zuerst kam ich 2013 damit ins Finale eines Wettbewerbs für neue digitale Musikinstrumente in den USA. Dann wurde die TU darauf aufmerksam, 2015 war die 200 Jahresfeier und sie wollten unbedingt etwas machen mit Musik, was zu Wien passt und natürlich auch mit Technologie. So entstand ein riesiges Projekt mit dem TU Orchester, einen eigenen Wettbewerb für das Stück, das gespielt werden soll, ein tolles Video wurde produziert, Festakte bei denen das aufgeführt wurde und ich damals noch als vor dem Abschluss stehender Dissertant bin voll involviert in das Ganze. Das zieht sich nun so durch und auch jüngst finde ich mich im neuen Willkommensvideo der Uni Wien wieder
Olivers Wientipps
Warum lebe ich gerne in Wien?
Ich bin nun fast mein halbes Leben lang in Wien und genieße die Stadt unglaublich. Nicht zuletzt die Jahrhunderte alte Tradition, die Wien mit sich bringt, musikalisch und wissenschaftlich, die schätze ich so sehr. Wenn du durch die Stadt spazierst kannst du das auch überall sehen, vor allem dann, wenn du aufmerksam um dich herum schaust. Ich genieße es, viel in Wien zu Fuß unterwegs zu sein.
Auch die Ruhe und Gemütlichkeit, die Wien trotz Großstadt immer noch ausstrahlt.
Mein persönlicher Wientipp …
Was ich total gerne mache, wenn ich durch die Stadt spaziere ist in Hinterhöfe gehen. Es gibt so viele verstecke Plätze. Das eröffnet interessante Einblicke in ein Wien, das man so nicht kennt.
Und natürlich der Besuch eines typischen Wiener Balls wie die Rudolfina-Redoute.
Mein Lieblingsplatz in Wien …
Ich bin sehr gerne im Stephansdom, hier zieht es mich trotz der Touristen immer wieder hin und ich versuche hier meine Ruhe zu finden. Auch eine Führung ist sehr empfehlenswert – von den Katakomben bis ins Dach hinauf.
Mein Lieblingslokal in Wien …
Oh, ich war früher sehr oft im Cafe Bendl, nahe dem Rathaus. Dieses Cafe hat mich meine ganze Studentenzeit begleitet. Es ist einfach ein Melting Pot, hier kommen die unterschiedlichsten Leuten zusammen. Das typische Cafe ist es sicherlich nicht, aber das schau dir am besten selber an.